Foto: Pfarrer Hans Hofmann, Irene Derwein, Peter Schäfer, Jasmin Zeidan, Pfarrerin Streck-Spahlinger sowie Axel Kaufmann (v.l.n.r.) |
Preungesheim, 26. Januar 2015.
Am Montagabend trafen sich in der Kita im Apfelviertel mehr als 50 Menschen, um sich über ein geplantes Netzwerk zur praktischen Unterstützung von Flüchtlingen in Preungesheim zu informieren. Die evangelische Kreuzgemeinde hatte Vertreter des Diakonischen Werks und der umliegenden Kirchengemeinden in Eckenheim und Preungesheim sowie den Geschäftsführer des Evangelischen Vereins für Wohnraumhilfe, Peter Schäfer, eingeladen. Ziel war es, bei interessierten Bürgern, Nachbarn und Anwohnern dafür zu werben, die künftigen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in der Kantapfelstraße in ihre Gemeinschaft aufzunehmen. Als Ansprechpartner standen den Teilnehmern außerdem Pfarrer Hans Hofmann von der Kreuzgemeinde, Notfallseelsorgerin Irene Derwein, die Sozialpädagogin Jasmin Zeidan, Pfarrerin Christine Streck-Spahlinger und Kirchenvorstand Axel Kaufmann (Ortsvorsteher im Ortsbeirat 2) zur Verfügung.
Die Kirchenvertreter zeigten sich überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft im Frankfurter Norden, machten aber auch deutlich, dass Hilfsangebote Einzelner sowie von Institutionen und Vereinen mit den Sozialarbeitern vor Ort abgestimmt werden müssen. Diese Koordinierungsaufgabe zwischen Bürgern und professionellen Betreuern soll ab Anfang Februar Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann übernehmen. Das Diakonische Werk hat dafür eigens eine halbe Stelle eingerichtet. In einem ersten Schritt wurden während der Veranstaltung Adressen von Teilnehmern gesammelt, die sich an dem künftigen Netzwerk für Flüchtlinge in Eckenheim und Preungesheim beteiligen wollen.
Bisher gibt es zwei Containerunterkünfte für Flüchtlinge und Wohnungslose in Frankfurt. Die erste Einrichtung für 18 Frauen am Grünhof im Dornbusch ist derzeit mit 11 Frauen belegt. Die Containeranlage in der Kantapfelstraße mit 80 Plätzen wird am 18. Februar eröffnet. „Natürlich sind Containerunterkünfte für uns nicht die erste Wahl“, erklärte Peter Schäfer vom Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe, die gemeinsam mit dem Internationalen Bund, dem Roten Kreuz und neuerdings der AWO seit 1984 für die Unterbringung von Flüchtlingen und Wohnsitzlosen in Frankfurt zuständig ist. „Aber die Flüchtlingswelle hat uns überrollt“, so Schäfer weiter. Bis Ende 2013 verzeichnete man insgesamt 1200 Flüchtlinge, 2014 waren es stadtweit bereits 2400. In diesem Jahr werden Frankfurt vom Bund voraussichtlich weitere 1200 Menschen vorwiegend aus Eritrea, Afghanistan, dem Iran und Syrien zugewiesen. Nachdem alle Plätze in Hotels und Privatunterkünften ausgebucht waren, musste die Stadt jetzt erstmals auf bestehende Containeranlagen zurückgreifen. Für die Zukunft ist der Umbau von leerstehendem Büroraum in Flüchtlingsunterkünfte geplant.
In der Flüchtlingsunterkunft in Preungesheim werden sich jeweils zwei Personen einen voll möblierten Container von 18 m² Fläche teilen. Die Sanitäreinrichtung ist in separaten Containern untergebracht. Zwei Sozialarbeiter und Seelsorgerin Irene Derwein werden die meist alleinstehenden, jungen Männer und die wenigen Paare betreuen. Familien mit Kindern werden in anderen Einrichtungen untergebracht. Sozialpädagogin Jasmin Zeidan und ihre Kollegen möchten vor Ort dafür sorgen, dass die von Flucht, Krieg und Verfolgung traumatisierten Menschen zur Ruhe kommen und Angebote wie Deutschkurse besuchen können. Im Durchschnitt werden die Flüchtlinge etwa acht Monate in Preungesheim verweilen, bis für sie eine andere Lösung gefunden ist. Die Containereinrichtung in der Kantapfelstraße wird maximal für drei Jahre genutzt werden können, dann wird das Grundstück von der ABG Holding bebaut.
Unterstützung erfährt die Flüchtlingsunterkunft auch von der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 10, die mit Ortsvorsteher Robert Lange sowie den beiden Ortsbeirätinnen Christine Emmerich und Petra Breitkreuz bei der Informationsveranstaltung vertreten war. Wenn die ersten Flüchtlinge am 18. Februar eingezogen sind, geht es darum herauszufinden, was an individueller Hilfe benötigt wird. Materiell sorgt die Stadt für die in Frankfurt gestrandeten; menschliche Begegnung, so der Wunsch von Pfarrer Hofmann, sollte aus der Nachbarschaft kommen. Eins, so Stadtbezirksvorsteher Wolfram Breitkreuz (CDU) können diejenigen, die ihre Hilfe für die Flüchtlinge bereits angeboten haben, jetzt schon tun: Mit ihrem Informationsvorsprung als Multiplikatoren wirken um Ängste und Vorbehalte gegen die Flüchtlinge abzubauen. In Preungesheim sind hilfsbedürftige Menschen aus aller Welt willkommen. Am Tag der offenen Tür am Mittwoch, 18. Februar 2015, ist von 15 bis 20 Uhr Gelegenheit, sich die Flüchtlingsunterkunft anzuschauen und mit Betreuern und ersten Bewohnern ins Gespräch zu kommen.
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